Unsere Geschichte

Über die Geschichte des Hofes ist wenig bekannt. Allerdings ist das Grundstück sicher schon seit mehr als vier Jahrhunderten bebaut, wie dem Auszug aus der abgebildeten sogenannten Rauch´schen Karte aus dem 17. Jahrhundert zu entnehmen ist. Damals standen auf dem Grundstück mehrere Gebäude, von denen heute noch Teile der Keller- und Erdgeschossmauern in der vorhandenen Bausubstanz erhalten sein dürften.

Im Katasterplan von 1820 wird der Hof bereits in seiner bis heute überkommenen Größe dargestellt. In die-sem Plan sieht man nicht nur den ursprünglichen Verlauf  des sogenannten Wustbaches, der entlang der  Köchlinstraße noch nicht verrohrt unter dieser Straße verläuft. Man kann auch den historischen Hintergrund des heute noch existierenden Hofnamens „Haug am Brückele“ nachvollziehen, da hier offensichtlich eine kleine Brücke über den Wustbach führte. Parallel dazu verlief noch zusätzlich ein Mühlkanal in Richtung Westen, der eine ehemals südlich der heutigen Rotmoosstraße liegende Mühle mit Wasser versorgte. Diese Anlage gehörte zu den damals zahlreich vorhandenen Mühlen entlang der Aach und ihrer Nebengewässer. Sie dokumentiert, wie diese damals durch künstliche Bächlein und Kanäle mit Betriebswasser versorgt wurden.

Das bäuerliche Anwesen, Haug am Brückele, war bis in die 1990er Jahre ein Kleinod mitten im Zentrum von Reutin, eine grüne Oase für die Lindauer Einwohner. Doch als es nicht mehr bewirtschaftet wurde, war es zunehmend dem Verfall preisgegeben und schließlich stark einsturzgefährdet. Drei engagierte Lindauer Frauen, Luise Mussack, Anneliese Spangehl und Maja Dornier wollten dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Sie hatten eine Vision, was mit dem Haug geschehen könnte. Frau Dornier fasste diese Vorstellung wie folgt zusammen: „Kinder sollen auf dem Hof etwas vom alten Kulturgut vermittelt bekommen, er soll für pädagogische Zwecke genutzt werden und Jung und Alt sollen dort miteinander gestalten und sich untereinander austauschen.“ Im April 2002 hoben die drei Frauen gemeinsam mit anderen Interessierten den Verein aus der Taufe und schufen mit dem Erwerb des Hofgeländes durch die Peter Dornier Stiftung die Voraussetzungen dafür, das Anwesen zu renovieren und dort einen Kinder-, Familien-, Seniorenbauernhof einzurichten. Mit großem Engagement sicherten Ver-einsmitglieder in der Folgezeit die Statik des Hofgebäudes und restaurierten im Erdgeschoss schrittweise die große und kleine Stube, die alte und neue Küche, sowie den Keller und die Sanitäreinrichtungen.

Der Hof wurde 2007 unter Denkmalschutz gestellt und inzwischen ist der Verein auch Gründungsmitglied des Denkmalnetz Bayern. Rechtzeitig zum 10- jährigen Jubiläum, wurde die Betreuerwohnung im Dachgeschoss bezugsfertig. Seither sind auch mehrtägige Veranstaltungen im Haug am Brückele möglich. Heute, im Jahr 2017, blicken wir mit Stolz zurück auf 15 Jahre Vereinsarbeit, Haug am Brückele. Wir danken allen, die mitgeholfen haben, das Haus vor dem unmittelbar bevorstehenden Abriss zu retten, der Peter-Dornier Stiftung, den Vorstandsmitgliedern und Beisitzern, allen ehrenamtlichen Helfern, die in den vergangenen 15 Jahren, unzählige Arbeitsstunden investiert haben, allen Mitgliedern, Sponsoren und Freunden des Haug am Brückele. Ein besonderer Dank gebührt Frau Maja Dornier für die vielen Anregungen zur Umsetzung der Vereinsziele, die sie uns neben der materiellen Hilfe immer wieder zukommen lässt. Auch in den nächsten 15 Jahren werden wir unserem Leitsatz „Aus dem Erbe Zukunft schaffen“ treu bleiben.

Trotz des Alters des Gebäudes und der zahlreichen Umbauten im Verlaufe der Jahrhunderte existierten keinerlei Planunterlagen vom Hof. Deshalb war es notwendig, als eine der ersten Maßnahmen neben einer Fotodokumentation, Baubestandspläne zu erstellen. Im Verlauf dieser Arbeiten stellte sich heraus, dass die Substanz sehr schlecht und das Haus teilweise einsturzgefährdet war. Vor allem die Statik des Dachstuhls war sehr labil und hatte dazu geführt, dass die Wand im Bereich der östlichen Traufe um ca. 20 bis 30 cm hinausgedrückt worden war. Durch die früher zum Teil unsachgemäßen Umbaumaßnahmen war zunehmend die ursprüngliche Lastverteilung im Dachstuhl verändert worden. Ein qualifizierter Statiker bestätigte diesen labilen Zustand mehrfach, so dass die Notwendigkeit bestand, diese Schäden, vor dem Beginn der eigentlichen Um- und Ausbaumaßnahmen für eine öffentliche Nutzung, vorrangig zu beheben. Bis 2007 war der Hof so weit renoviert,  dass Veranstaltungen im Sinne der Vereinsziele generationenübergreifend stattfinden konnten. Die schrittweise Instandsetzung führte in den ersten 5 Jahren zur Nutzbarmachung des Erdgeschosses mit großer Bauernstube, kleiner Stube, Diele und Küche sowie Sanitäreinrichtungen. Auch die Kellerräume wurden wieder instand gesetzt und können seither genutzt werden. Die nächste Ausbaustufe bis 2012 hatte als Schwerpunkt den Ausbau des Dachgeschosses mit Tenne, einem Spielboden und der Betreuerwohnung, die mit Unterstützung einer LEADER-Förderung der Europäischen Union, der Peter-Dornier- Stiftung und der Sparkasse MM-LI-MN, sowie Spenden aus dem Mitgliederkreis und viel Eigenleistung realisiert werden konnte.

Seit 2013 wird die Dachgeschosswohnung von einem Hausmeister bewohnt.